Am 1. 6. nahm die WaghalSIG am Parkour Wien Forum Meeting teil, um die Sportart Parkour näher kennenzulernen. Jeden ersten Sonntag im Monat gibt es auf Nachfrage ein Training für Anfänger:innen, bei dem die wichtigsten Techniken des Parkour geübt werden. Neulinge können hier ohne Voranmeldung vorbeikommen. Die Trainings sind gratis, die Gruppe ist nicht-kompetitiv.
Was ist Parkour? Die Kunst, möglichst effizient von einem beliebigen Punkt A zu einem beliebigen Punkt B zu kommen. Die Sportart wird häufig im urbanen Raum ausgeübt, es gibt aber auch sehr schöne Spots in der Natur wie z. B. die sogenannte Blockheide, ein Waldgebiet mit vielen, sehr großen Steinen. Ein sympathischer Gedanke des Sports ist, Hindernisse überwinden zu können, um anderen Menschen zu helfen. Aus philosophischer Sicht ist auch interessant, wie Parkour das Denken beeinflusst: plötzlich sind - physische wie mentale - Hindernisse nicht mehr etwas, dem man ausweichen muss; denn Parkour lehrt, Hindernisse direkt zu konfrontieren und sie zu überwinden.
Wie jeden Sonntag traf sich eine Gruppe Traceur:innen, teils zu Rad, am Schwedenplatz. Die WaghalSIG wurde durch Gwen vertreten. Ex-Mitglied Martin, der mehr Parkour-Erfahrung hat, aber viele Jahre lang nicht aktiv war, hat mich auf diesen Sport aufmerksam gemacht. Wir wurden begrüßt, danach folgte eine demokratische Abstimmung, wo das Training diesmal stattfinden sollte. Die Wahl fiel aufgrund der Hitze mit überwältigender Mehrheit auf die Donauinsel. Als alternativer Spot wurde der Schönbergpark genannt, damit zumindest pro forma ein zweiter Ort zur Wahl stand. Sonnencreme, Wasser, festes Schuhwerk und bequeme Kleidung, optional Badesachen, waren sehr zu empfehlen. Die Gruppe trennte sich in Radfahrer:innen und Öffi-Fahrer:innen, um sich am Spot wieder zu treffen.
Unweit der U1-Station Donauinsel gibt es Treppen, barrierefreie Wege und neue Bepflanzungen, die mit einem Betonsteig in Gehbreite abgegrenzt sind. Vor dem Aufwärmen stellten wir uns für ein Foto zusammen auf.
Wir nutzten einen dieser Betonsteige, um uns aufzuwärmen. Das Aufwärmtraining wurde von Max geleitet. Zunächst gab es eher einfache Übungen wie Kreisen der Handgelenke, der Arme, der Beine, auf allen Vieren gehen..., später auch Partnerübungen wie z. B. andere Menschen zu schieben / zu ziehen, sowie ein Fangspiel für alle, das etwas chaotisch, aber auch lustig war. Danach konnten alle Teilnehmer:innen mit dem Training beginnen. Marit und Felix meldeten sich freiwillig, um das Anfänger:innentraining zu leiten, bei dem mir Martin Gesellschaft leistete.
Nun lernten wir ein paar grundlegende Regeln und Techniken.
Springen: Beim Springen landet man prinzipiell nur am Ballen, nicht auf den Fersen. Die Sprungenergie kann man über den Ballen viel besser abfedern. Bei Sprüngen aus großer Höhe kann man sich außerdem in der Sprungbewegung zusätzlich mit den Handflächen am Boden abstützen. Ist die Höhe noch größer, federt man die Energie mit einer Rolle ab (dazu später). Wenn man darauf achtet, in die Höhe zu springen, springt man weiter, als wenn man sich darauf konzentriert, weit zu hüpfen. Grundsätzlich springt man immer beidbeinig ab, aber man kann auch z. B. mit einem Fuß zuerst hüpfen, wenn es sich besser anfühlt oder man sich damit sicherer fühlt. Eine erste Übung war, sich Linien am Boden zu suchen und gezielt auf diese zu hüpfen. Wenn das ganz gut geht, kann man sich Kanten suchen, auf die man hüpft, und die Höhe langsam steigern. Man landet richtig, wenn der Fußballen auf der Kante aufkommt und sich die Ferse in der Luft befindet. Wenn man ca. zehn Sekunden das Gleichgewicht halten kann, gilt das Hindernis als geschafft.
Safety: Dies ist eine Technik, um ein Hindernis wie eine hüfthohe Mauer zu überwinden. Man setzt einen Fuß (das Bein sollte schräg sein) sowie die gegengleiche Hand auf, danach zieht man den zweiten Fuß nach und steigt mit diesem durch. Mit mehr Übung kann man nur die Hand aufsetzen und die Beine nur durch die Luft bewegen, um gleich auf der anderen Seite aufzusetzen.
Lazy: Beim Lazy stützt man sich mit der Hand, die näher an der Wand ist, auf der Wand ab, wirft den Fuß, der näher an der Wand ist, in die Höhe, über das Hindernis drüber, und zieht den zweiten Fuß nach. Wenn man sich unsicher ist, kann eine zweite Person den:die Übende:n am Handgelenk halten. Dadurch wird sichergestellt, dass man nicht auf dem Kopf aufschlägt.
Katzen: Auch als Bocksprung bekannt. Man setzt beide Hände auf und zieht die Knie / Beine in der Mitte durch.
An Wänden hochlaufen: Mit etwas Anlauf kann man sich an einer Wand hochziehen. Es hilft, wenn die Wand porös ist. Wichtig ist, den Fuß möglichst hoch anzusetzen, um mehr Grip zu haben. Man greift die Oberkante der Wand mit beiden Armen, drückt den Fußballen möglichst hoch an die Wand, drückt sich ab und zieht sich hoch. Man kann auch üben, nur an der Wand zu hängen. Eine super Übung für die Arme.
Rolle: Bei Stürzen aus großer Höhe ist es wichtig, eine Rolle ausführen zu können. Die Parkour-Rolle ist aber anders als die klassische Rolle vorwärts aus dem Turnunterricht: Es ist wichtig, den Kopf und das Genick zu schützen. Deshalb rollt man sich über die Schulter ab. Um das Rückgrat so wenig wie möglich zu beanspruchen, verläuft die Rollstrecke diagonal über den Rücken, z. B. von der rechten Schulter (eher dort anfangen, wo die Muskeln beginnen) über das Rückgrat zur linken Hüfte. Ich als alte Bewegungslegasthenikerin habe Schwierigkeiten gehabt, die Rolle richtig auszuführen, und mir vorgenommen, dies weiter zu üben. Auch für z. B. Stürze vom Fahrrad im Verkehr ist diese Technik praktisch. Bei richtiger Ausführung kommt der Kopf gar nicht mit dem Boden in Kontakt.
Balancieren: Auch Balancieren ist ein Teil des Sports.
Line: So bezeichnet man eine Strecke von A nach B, auf der es verschiedene Hindernisse geben kann. Jede:r Traceur:in kann sich eigene Wege überlegen, diese zu überwinden. Das kann man vorab visualisieren, oder auch spontan, während man bereits die Line durchläuft.
Viele der gezeigten Techniken konnte ich nicht so ausführen wie beschrieben. Trotzdem hat es viel Spaß gemacht, alles auszuprobieren. Aufgrund des warmen Wetters war meine Motivation, zu üben, am selben Tag enden wollend. Ich habe aber wenige Tage später in der Arbeit einige der Parkour-Techniken ausprobiert. Eine häufig auftretende Arbeitssituation als Tontechnikerin bzw. Stagehand ist, dass man vom Parkett auf eine Bühne hüpfen möchte, oder z. B. Wellenbrecher flüssig überwinden möchte. Dank Parkour wird mir das in Zukunft wohl leichter fallen.
Falls ihr jetzt auch Interesse an dieser Sportart habt, könnt ihr z. B., wenn ihr im Raum Wien wohnt, ebenfalls bei einem Forum Meeting hineinschnuppern (weitere Infos siehe https://parkour.wien/) oder euch erkundigen, ob es ähnliche Treffen in eurer Nähe gibt. Parkour ist besonders praktisch für Stagehands, aber auch sinnvoll z. B. für Sanitäter:innen und andere Einsatzkräfte, wenn man z. B. in unwegsamem Terrain eine:n Patient:in versorgen muss oder Wege blockiert sind.
Die WaghalSIG plant, einen Einrad-Workshop abzuhalten. Außerdem wäre es interessant, Kiiking auszuprobieren, allerdings ist es schwierig, in Österreich Anbieter:innen zu finden. Wenn ihr weitere Ideen habt, schreibt gerne an waghalsig@mensa.at und tragt euch in den WaghalSIG-Verteiler ein! So verpasst ihr nie etwas. Die WaghalSIG ist eine überregionale SIG und möchte auch in anderen Bundesländern Veranstaltungen durchführen. Selbstverständlich kann man auch Nichtmensaner:innen zu Events mitnehmen oder nur zusehen. Wir sehen uns hoffentlich bald beim nächsten Event!
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