Montag, 10. August 2015

Schwerelos in Salzburg: Flying Fox XXL, Schispringen und Sommerrodeln

Am Samstag, den 8. 8. 2015, traf sich eine motivierte Gruppe, um Salzburg am Wochenende adrenalinreich zu erkunden: Organisator Alex, Michelle, Sandra, Raphaela und als Repräsentantin für die WaghalSIG Gwen.

Topmotiviert starten wir von Leopoldau und machen uns auf den Weg zu unserem Hostel in Obertrum. Chauffeur Alex - im Folgenden von den Mädels liebevoll "Johann" genannt ;-) - bekam dabei gleich ein Gratis-Fahrsicherheitstraining: Man sah, wie sich eine Gewitterfront vor uns zusammenbraute. Kurz nach den ersten Blitzen fing der sintflutartige Regen an. Bald herrschte Aquaplaning-Gefahr, und das Befahren von Rillen generierte eindrucksvolle Spritzfontänen. Wir tankten und genossen bei diesem Zwischenstopp die Abkühlung. Gegen 22 Uhr waren wir zehn Fahrminuten vom Hostel entfernt. Laut Internet-Homepage sollten wir beim Hostel bis um 23 Uhr einchecken können, also beschlossen wir hungrig, noch einen Zwischenstopp bei einer bekannten amerikanischen Fastfoodkette einzulegen. Was einer gewissen Ironie nicht entbehrte, da ich am selben Tag den Waldviertler Eisenmann Sprint absolviert hatte, danach sofort zur Truppe gestoßen war und daher immer noch meine Vereinskleidung trug. Gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Hostel.

Das war gleich der unfreiwillige erste Adrenalinschub: Zwar fanden wir das Hostel, doch es befand sich in einem großen Gebäudekomplex und der Weg zum Eingang war in keinster Weise ausgeschildert oder beschrieben. Mitten in der Nacht irrten wir mit unseren Smartphones als Taschenlampen herum, probierten verschiedene Türen aus, fanden Wohnheim-Eingänge und eine Couch, auf der es sich Raphi am liebsten gleich gemütlich gemacht hätte. Nach langem Suchen fanden wir schließlich den Eingang, mussten aber zu unserer großen Verärgerung feststellen, dass laut Aushang vor der Tür die Rezeption nur bis 22:30 geöffnet wäre. Um 22:45 hatten wir versucht, die Rezeption telefonisch zu erreichen - ohne Erfolg, niemand hob ab. Wir waren ausgesperrt, und unser Quartier war für uns nicht nutzbar. Wir versammelten uns in Alex' Auto und besprachen die Lage. "Guerilla-Übernachten" im Wohnheim wäre eine Option gewesen. Schlafen im Auto wäre sich nicht gemütlich ausgegangen. Dank unserer Smartphones fanden wir zum Glück einige Quartiere in der Nähe, welche jedoch alle bereits ausgebucht waren... bis wir durch Zufall den Entenwirt in Seeham fanden. Dieser hatte glücklicherweise noch eine besetzte Rezeption und drei freie Zimmer. Kurz vor Mitternacht erreichten wir das Quartier. Nach einem gemütlichen Zusammensitzen bei einem Bier fielen wir gegen halb zwei in unsere Betten.

Am kommenden Tag hieß es bereits um halb sieben aufstehen, da wir an diesem Tag viel vorhatten. Wir stärkten uns bei einem ausgezeichneten Frühstück, packten unsere Sachen und der Adrenalin-Sonntag konnte beginnen! Die Salzburger Gegend ist ein Triathletenparadies - haufenweise Radwege und überall Seen, in die man nach Belieben reinhüpfen kann. Bei unserem dichten Programm ging es sich leider nicht aus, schwimmen zu gehen, obwohl unser Quartier direkt am Obertrumer See lag.

Erste Station war eine Sommerrodelbahn in Abtenau. Da ich vom Rennen am Vortag und Schlafmangel noch ziemlich k.o. war, setzte ich aus und genoss die Sonne bei einem Schläfchen auf der noch vom Tau feuchten Bergwiese, während Michelle, Sandra, Raphaela und Alex die Sommerrodelbahn ausprobierten. Die Bahn ist von einem österreichischen Hersteller und fährt auf einer Schiene. Wird man zu schnell, so wird man automatisch abgebremst. 

Nach diesem Power-Nap fühlte ich mich wieder fit, und es ging weiter zur zweiten Sommerrodelbahn in Kaprun, diesmal von einem deutschen Hersteller in einem System mit zwei Schienen. Für mich war es die erste Sommerrodelbahn! Vor ein paar Tagen war diese Bahn in den Medien, weil eine 15-Jährige dort aus Eigenverschulden verunglückt war: sie hatte sich abgeschnallt, war aus dem Sitz geschleudert worden und gegen eine Eisenstange gedonnert. 
Wenn man den Anweisungen des Personals Folge leistet, ist der Maisflitzer eine absolut sichere Bahn, die viel Spaß macht. Zunächst nimmt man im Tal in der Rodel Platz, gurtet sich an und wird mit einer Schienenkonstruktion hochgezogen. Links und rechts des Sitzes befindet sich ein Hebel: nach vorne drücken zum Beschleunigen bzw. damit man wegfährt, nach hinten drücken zum Bremsen.
Nach einer circa fünfminütigen Fahrt bin ich am Startpunkt angelangt. Vor mir ist Raphi. Ich lasse ausreichend Abstand, damit ich nicht in sie hineinkrache. Nun bin ich an der Reihe. Ich beschleunige - los geht's! Der Alpincoaster ist vom Gefühl her ähnlich wie Achterbahnen im Prater: schnelle Kurven, fast-360-Grad-Spiralen, Maximalgeschwindigkeiten von ca. 40-50 km/h (darüber wird man abgebremst). Ich brauche kurz, bis ich überreiße, dass man automatisch immer bremst, außer man drückt den Hebel nach vorne. Zwischendurch haben wir einen kurzen Stau - zwei kleinere Kinder fahren langsam und sehr vorsichtig. Nach diesem kleinen Stau geht es mit Vollgas weiter! Die Bahn ist viel zu schnell zu Ende, nach einer lustigen Fahrt sind wir am Ziel.

Der nächste Programmpunkt ist ein Highlight des Wochenendes: Flying Fox XXL in Leogang! Eine der größten Flying Fox-Anlagen in Europa: 142 m Höhe, 1,6 km Länge und Maximalgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h warten auf uns. Wir melden uns im Büro an, wo wir gleich unsere Wertsachen deponieren. Da Hochbetrieb auf der Anlage herrscht, gibt es leider Verzögerungen und wir können nicht zu unserer gewünschten Zeit um 13 Uhr starten. Alex bekommt eine GoPro zum Filmen seiner Fahrt. Wir bekommen den Auftrag, pro Person einen schwarzen Sack zur Flying Fox-Bergstation mitzunehmen. In diesem Sack befinden sich die Rollen, mit denen wir später talwärts fahren werden. Sandra, die zusieht und unsere Fotografin ist, nimmt ebenfalls einen Sack mit weiterem Equipment mit.
Die erste Challenge ist, mit den großen Säcken erfolgreich durch das Drehkreuz zu steigen und anschließend in die Leogang-Asitzbahn einzusteigen. Nach leichten Schwierigkeiten haben wir es geschafft! Auch das Aussteigen funktioniert irgendwie. Die Säcke sind ziemlich schwer. Wir begeben uns von dem Ausstieg der Seilbahn zur Flying-Fox-Bergstation, wo wir sie deponieren. Anschließend bekommen wir eine Sicherheitseinschulung: Wir lernen, dass wir unsere Arme während der Fahrt wenn, dann nur symmetrisch ausbreiten sollen, weil es sein kann, dass die Seilführung ansonsten zu schlackern beginnt. Außerdem ist es wichtig, kurz vor dem Abbremsen den Körper anzuspannen und den Kopf zu senken, da man von etwa 80 km/h abgebremst wird und sonst das Rückgrat Schaden nehmen könnte.
Alex, Raphi, Michelle und ich bekommen eine Art "Kochschürze mit Klettergurten" umgeschnallt und setzen uns einen Helm sowie eine Schibrille auf. Mit dem knallblauen Helm sehe ich aus wie ein fröhlicher Mistkäfer. Alex kommt als Erster von unserer Gruppe dran, und bald geht es auch für mich ans Eingemachte. Ich betrete die Flying-Fox-Bergstation, erkundige mich, wo ich die Schutzhaltung einnehmen soll - kurz vor den zwei Säulen, bei denen man in der Talstation abgebremst wird. Ich werde angehängt und lege mich in die "Schürze" hinein. Vorne an meiner Schürze hängt eine Art Stufe einer ehemaligen Strickleiter. Diese wird vom Betreuer hochgehoben, und ich steige mit beiden Füßen hinein, sodass ich in der Kochschürze in gestreckter Position liege, die hinten mit den Füßen in der "Strickleiterstufe" abschließt. Ich teile dem Betreuer mein Gewicht mit - 62 kg, wobei ich als Naturwissenschaftler stark versucht bin, 620 Newton zu sagen, weil es sich bei den kg genaugenommen ja um Masse handelt ;) -, welches er per Funk an die Talstation durchsagt. Er montiert ein meinem Gewicht entsprechendes Trapezsegel über meinem Kopf, damit ich nicht zu schnell beschleunige. Die Startfreigabe wird erteilt, ich werde gefragt, ob ich bereit bin, und... los geht's!

Ein fliegender Fuchs vor dem Start

Das Gefühl ist herrlich! Die wunderschöne Leoganger Bergwelt, die Wälder und Bergwiesen zischen unter mir vorbei. Der Wind bringt angenehme Kühlung. Wunderschönes Gefühl, da hinabzusausen!  Die Arme breite ich nicht aus, weil ich keine Geschwindigkeit verlieren will. Ich lasse sie am Körper angelegt und zische wie Superman bergab durch die Landschaft! Viel zu früh ist es auch schon wieder aus, die beiden Säulen kommen immer näher. Ich baue Körperspannung auf, neige meinen Kopf nach vorne wie einen Rammbock, fliege durch die Säulen und - rumms! - werde schlagartig abgebremst. Ich fliege noch ein bisschen in den "Auslauf" und werde zur Plattform zurückgeholt. Der nette Betreuer sagt mir, dass ich aussteigen darf. Ich werde von meinem Geschirr losgelöst. Erfolgreich gelandet! Die Plattform fährt mit Knopfdruck nach unten und ich gehe zum zweiten Betreuer, der mich von meinem Klettergeschirr befreit. Es war so schön, dass ich am liebsten noch einmal fahren würde! Aufgrund zeitlicher Überlegungen entscheiden wir schweren Herzens, es bleiben zu lassen. 
Mit einem Shuttlebus treten wir die Fahrt zur Talstation an, bei der wir unsere Urkunden erhalten und ein Erinnerungsfoto aufnehmen. Alex und Sandra schauen sich den Leoklang an, eine herzige Mini-Rodelbahn mit 300 m Länge. Währenddessen stärken sich Raphi, Michelle und ich und genießen die Gischt am Ausgang des Mountainbiker-Parks.

Stolze Flying Fox-Bezwinger: Raphi, Gwen, Michelle und Alex

Das Nachmittagsprogramm beginnt mit einer Sommerrodelbahn in Biberg, die Raphi und ich auslassen. Sandra, Alex und Michelle stürzen sich nach längeren Wartezeiten mutig mit ihren Rodeln in die Plastikwanne, was ich auf Fotos festhalte. Diese Bahn ist schon älter und wird möglicherweise bald umgebaut. Interessant auch, dass viele Gäste aus dem arabischen Raum und viele orthodoxe Juden hier die Bahn ausprobieren.

Aus der Kategorie "Ridiculously photogenic people": Michelle beim Sommerrodeln

Schließlich kommen wir zur letzten und möglicherweise genialsten Attraktion des Wochenendes: dem Skiflyer in Höhnhart. Vor etwa fünf Jahren hat ein findiger Wirt hier einen Schisprung-Simulator gebaut. Nach einer durch Stau bedingten leichten Verspätung kommen wir bei der Mostschenke an. Der Hausherr nimmt uns mit zum Sprungturm. Unten am Turm ist ein kleines Häuschen, wo wir unsere Sachen deponieren. Es ist ein eigenartiges Gefühl, auf den Sprungturm zu steigen. Vage kann man nachvollziehen, wie sich die Profi-Schispringer fühlen müssen, wenn sie ihren Weg zum Sprungturm zurücklegen. Oben auf dem Turm, oberhalb des Absprunges, bekommen wir eine kurze Sicherheitseinschulung. Wir lernen, dass wir uns vom "Zitterbalken" kräftig abstoßen sollen, auf der Schanze in der Hocke bleiben sollen und danach die Schi nach oben holen, damit wir ein schönes V machen können und ein gutes Flugerlebnis haben.

Vor dem Absprung: Michelle, Alex, Gwen und Raphi in der Abendsonne

Wir werden mit Klettergurten ausgestattet. Alex darf beginnen. Die Sprünge gelingen uns unterschiedlich gut. Alex macht sein V ein bisschen klein. Nach 200 m landet er sicher auf der Matte. Raphi springt als Zweite. Ihr Sprung wird sogar vom Betreuer gelobt. Auch sie landet sicher. Anschließend bin ich an der Reihe. Die Anspannung steigt!
Zunächst werde ich an die Ketten der Konstruktion mit dem Klettergurt angehängt. Anschließend steige ich in die - echten - Schisprungschi ein, welche genialerweise mit einer Snowboard-Schnellverstellbindung modifiziert worden sind. So kann man alle beliebigen Schuhgrößen gut befestigen. Die Schi sind angeschnallt - nun darf ich auf dem Zitterbalken Platz nehmen. Ein eigenartiges Gefühl! 
Wenig später kommt auch schon das Kommando: "3, 2, 1, ab!" Bei "ab" stoße ich mich vom Balken ab - etwas zu sanft, wie ich später merke. Ich fahre nicht gut in der Schanzenspur, stehe aber brav in der Hocke. Der Absprung gelingt mir dafür relativ gut, und mit einem V - das noch eine Spur breiter hätte sein können, die Schi waren noch gekreuzt - segle ich nach unten. Da sehe ich auch schon die Matte: Schi anheben und zusammengeben. Eine Telemark-Landung wird es nicht - ich berühre den Boden und kippe etwas ungeschickt vornüber. Leider haben wir keine Jury-Schilder, mit denen wir Haltungsnoten vergeben hätten können. :-) 
Zuletzt ist Michelle an der Reihe. Auch ihr gelingt der Sprung recht gut, nur ist sie in der Luft etwas instabil und pendelt ein bisschen von einer Seite zur anderen. Unser gemeinsames Fazit lautete schließlich: Wir üben alle brav und kommen bald wieder! Es hat Riesenspaß gemacht und war fast noch lustiger als Flying Fox XXL.

Gwen's erster Schisprung. An der Technik muss ich noch arbeiten, aber für das erste Mal passt es :)

Da die Mostschenke praktischerweise auch ein Gasthaus ist, lassen wir bei einer Brettljausn und traumhaft schönem Ausblick über die Höhnharter Wälder und Hügel bei Sonnenuntergang den Abend ausklingen.

Alex, Raphi und Sandra auf der Terrasse der Mostschenke

Idyllischer Blick auf den Sprungturm von der Mostschenke

Anschließend folgt die Heimreise nach Wien. Chauffeur Alex meistert auch diese ausgezeichnet. Da keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr fahren, liefert er uns alle direkt zu Hause ab. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Alex Brantner für die Organisation und das Autofahren!

Weitere Fotos folgen. Die Videos sind sowohl auf Alex' YouTube-Kanal The Red Coaster Channel als auch auf dem WaghalSIG-YouTube-Kanal verfügbar. Hier geht es zum WaghalSIG-YouTube-Kanal.

Nächste geplante Aktivität: Bodyflying in Wind-o-bona
Ich freue mich immer über Anregungen und über jede/n, der gerne mitkommen möchte!

Eure Gwen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen